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Rund 120 Personen waren am Samstag, dem 6. März 2004 von 9.00 Uhr bis 16.15 Uhr im „Haus der Jugend“ des Bistums Würzburg zum Schulpastoral-Tag versammelt. Auch das Schnee-Chaos am Morgen hatte nur wenige davon abgehalten.

Christliches Engagement für eine humane Schulkultur

Staatliche und kirchliche Religionslehrer/innen aller Schularten sowie Diakone, Pfarrer, Pastoral- und Gemeindereferent(inn)en lernten unter der Leitung von Ulrich Geißler und Helga Kiesel vom Referat Schulpastoral des Bischöflichen Ordinariats sowie Achim Engelking von der Regierung von Unterfranken verschiedene Schwerpunkte und Möglichkeiten schulpastoraler Arbeit näher kennen. Für die Gestaltung des Schullebens in christlichem Geist bekamen sie neue Anregung und Vertiefung. Nach einem spirituellen Impuls gab Herr Engelking einen kurzen Überblick über die Entwicklung der Angebote der Ganztagesbetreuung an unterfränkischen Schulen. Auch kirchliches Personal wirkt dabei mit und Finanzmittel der Kirche fließen ein.
 
Laut Engelking bieten derzeit 35 Einrichtungen Ganztagesbetreuung an. Der überwiegende Teil liege mit 20 im Hauptschulbereich. Von den übrigen entfielen zehn auf Realschulen und vier auf Gymnasien. Nur eine Einrichtung ist im Förderschulbereich angesiedelt. Die Angebote bei den Hauptschulen seien fast durchweg neu. Ziel der Regierung sei es nicht, flächendeckend auszuweiten. „Ganztagesangebote sollen punktuell nur da eingesetzt werden, wo es nötig ist“, betonte Engelking. Grundsätzlich gelte für alle Einrichtungen, dass sie freiwillig statt verpflichtend sein sollten – weder für Schule noch für Schüler. „Wenn eine Schule das Gefühl hat, wir brauchen das, dann sollen sie es machen“, fasste der Referent zusammen.
 
Dazu brauche es Lehrer mit Herzblut, die sich auch mal am Nachmittag engagierten, und ein offenes pädagogisches Konzept. „Das wollen Schüler“, versicherte Engelking. Schule mache einfach mehr Spaß, „wenn es auch mal ins Schwimmbad geht“. Oberstes Gebot sei, dass Ganztagesbetreuung familienunterstützend, nicht ergänzend, verstanden werde und bedarfsgerecht angelegt sei. So habe beispielsweise jede Schule ihr eigenes Konzept entwickelt.
 
Konkret sehe dies so aus: Nach dem Unterricht nach Stundenplan stünde zunächst die Mittagsverpflegung an. Es folgten Hausaufgabenbetreuung oder Förderunterricht, je nach Wissenstand der Schüler und Interessen der Schule. Ab etwa 15.30 Uhr könne es in die Freizeitgestaltung übergehen. Hier seien örtliche Vereine oder Musikschulen willkommen. Oft ließen sich angebotene Arbeitsgruppen damit verzahnen. Unablässlich für gelingende Ganztagesbetreuung sei der zuständige Träger als Gesamtkoordinator. Viele Schulen greifen laut Engelking dabei auf freie Träger zurück, allein wegen deren Erfahrung und des qualifizierten Personals. Die Kosten teilen sich Staat und Kommunen zu je 40 Prozent, ein Fünftel zahlen die Eltern. Pro Schüler flössen an staatlichen Mitteln bis zu 720 Euro pro Schuljahr bei 15 Betreuungsstunden die Woche, bis zu 540 Euro bei 10 Stunden.
 
Neben klassischer Ganztagesbetreuung gäbe es derzeit unterfrankenweit fünf Modellschulen mit Ganztagesklassen, berichtete der Regierungsvertreter. In Aschaffenburg, Münnerstadt, Schweinfurt, Würzburg und Zeil/Sand am Main probierten Schüler und Lehrer gemeinsam aus, wie durchgehende Schulpräsenz von 8 bis 16.30 Uhr aussehen kann. „Insgesamt gibt es 19 Stunden mehr Unterricht, die Lehrer bekommen dafür aber keine Zusatzstunden, sondern lediglich Zeit-Fenster zur Vorbereitung. Jede Schule erhält 35.000 Euro pro Modellklasse“, sagte Engelking. Dafür fänden sich Fächer wie Gesprächskreis, Sozialtraining und Projektarbeit in den Stundenplänen.
 
Bestes Beispiel, wie sich Kirche für staatliche Aufgaben stark mache, seien Schulprojekte in Großostheim, Haßfurt und demnächst Markheidenfeld, ergänzte Schulpastoral-Referent Geißler. Dort hätten kirchliche Mitarbeiter auf je unterschiedliche Weise Ganztagesbetreuung übernommen. „Die Kirche hat somit auch finanzielle Ressourcen in gelingendes Schulleben im christlichen Sinn investiert.“ Dass diese Kooperation beispielhaft sei, fand auch der Regierungsvertreter: „Ideal wäre es, wir könnten diese Vernetzung im Interesse aller Beteiligten ausweiten.“
 
Anschließend konnten die Teilnehmer/innen aus sieben Workshops am Vormittag und acht am Nachmittag jeweils einen auswählen.
 
Vormittags:
Alexander Sitter: „Projekt Adventure“ – Erlebnispädagogik: mehr als nur Spielchen
Dr. Albert Brendle: Mediation und Streitschlichtung an Schulen
Thomas Henn: Organisationsentwicklung der eigenen Schule
Hermann Nickel, Dr. Ulrich Riegel: Biblische Motive im Film „Der Mann ohne Vergangenheit“. Filmbetrachtung und Besprechung
Joachim Schneider: Ökologisches Lernen mit allen Sinnen
Achim Engelking: Ganztagsbetreuung an Schulen
Judith Öchsner: Religiös-musikalische Gestaltung des Schullebens
 
Nachmittags:
Michael Hofmann: Stilleübungen – zur Ruhe und zu mir selber kommen
Karin Auth: Konflikte verstehen und (auf-)lösen statt disziplinieren
Reinhold Grimm: Projekte mit der Bibel
Herbert Happel: Supervision: Arbeite klüger – nicht härter
Winfried Schrödl: NLP-orientiertes Kurztraining für kommunikatives Verhalten in der Schule
Manuela Kirsch: Tage der Orientierung – Schlüsselqualifikationstraining für 9. Klassen aus Haupt- und Realschule
Thomas Barkowski: Notfallseelsorge in der Schule
Holger Adler: Angebote der J-GCL für Schulen (z.B. Begleitung von Tutoren, Gruppenstunden, ganzheitliche Bildung)
 
Die Workshops wurden von den Teilnehmern als vielfältige Anregung erlebt. Kontakte wurden geknüpft oder gepflegt. Auch die offene Atmosphäre sowie die gute Bewirtung im Kilianeum wurden bei der Schlussreflexion positiv hervorgehoben. Ein Segenslied schloss den Tag ab.
 
Der Termin für den Schulpastoral-Tag im kommenden Jahr steht schon fest. Es ist der 16. April 2005. Einige Vorschläge für die Workshops wurden bereits gesammelt. Weitere Ideen und Wünsche können per E-Mail abgegeben werden: schulpastoral@bistum-wuerzburg.de.