Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

„Sonst hätte ich es nicht geschafft"

„Das Baby ist da, die Freude ist riesig – und nichts geht mehr.“ Frisch gebackenen Eltern sprechen diese Worte vom wellcome-Flyer regelrecht aus der Seele. Allzu oft werden junge Mütter und Väter vom Babystress überrollt: Sie sind rund um die Uhr für den Säugling im Einsatz, oft bleibt nicht einmal Zeit für die nötigsten Dinge …

Da Verwandte und Freunde oft über die ganze Republik verstreut sind, können die gestressten Eltern nicht einmal auf bewährte Hilfen zurückgreifen. Genau an diesem Punkt setzt wellcome an. Die Initiative, die vor allem von Ehrenamtlichen getragen wird, will unkompliziert praktische Hilfe für Familien nach der Geburt leisten.

Aus der Taufe gehoben wurde wellcome von der Hamburgerin Rose Volz-Schmidt. Noch während ihrer Schwangerschaft glaubte sich die Sozialpädagogin perfekt auf die eigene Mutterschaft vorbereitet, doch dann war plötzlich alles anders: Die Geburt war schwierig, der Ehemann aus beruflichen Gründen abwesend, sie selbst neu im Stadtteil, Freunde und Familie lebten in Süddeutschland. Volz-Schmidt fühlte sich allein auf weiter Flur und stellte zugleich fest, dass es nicht nur ihr so ging. Um diese Angebotslücke in der Unterstützung junger Eltern zu schließen, gründete sie im Jahr 2002 wellcome und eröffnete die ersten beiden Standorte in den Evangelischen Familien-Bildungsstätten Hamburg-Niendorf und Norderstedt. Um möglichst viele Familien zu erreichen, schrieb sich die Gründerin und heutige Geschäftsführerin der „wellcome gGmbH“ den Aufbau eines bundesweiten Netzes lokaler Teams auf die Fahne. So gab es Ende 2010 bereits 165 wellcome-Standorte mit jeweils 10 bis 15 Ehrenamtlichen in 14 Bundesländern. Ziel sind bis 2013 etwa 250 wellcome-Teams bundesweit.

Start im März 2010

Von der Bundesgeschäftsstelle in Hamburg kommen Unterstützung bei der Gründung eines wellcome-Teams und Werbematerial. Die konkrete Umsetzung liegt jedoch in der Hand der lokalen Teams, die bewusst an Familienbildungsstätten oder Beratungsstellen angekoppelt sind. Der Würzburger wellcome-Standort wurde im März 2010 im Mehrgenerationenhaus Matthias-Ehrenfried-Haus eröffnet. Die Finanzierung – jährlich wird ein Etat von etwa 8000 bis 10 000 Euro benötigt – erfolgt durch Spenden, Sponsoren, öffentliche Zuschüsse und Gebühren. In Würzburg gingen nach Auskunft von wellcome-Koordinatorin Katja Worschech über 5000 Euro Spenden für das Jahr 2010 ein. Die Sozialpädagogin, selbst Mutter dreier Kinder, ist die Ansprechpartnerin für die Würzburger Familien und Ehrenamtlichen. Sie wählt ihre Mitarbeiter aus, stellt den Kontakt her und vermittelt bei Problemen. Hausleiter Jürgen Krückel kümmert sich als Gesamtverantwortlicher um Sponsoren.

Das Hilfsangebot von wellcome richtet sich an alle jungen Familien mit einem Neugeborenen: An solche, die sich subjektiv hilfsbedürftig fühlen, aber auch solche, die unter besonderen Belastungen wie einer Mehrlingsgeburt oder einer Trennung leiden. Ganz unbürokratisch kann die Hilfe angefordert werden – einzige Voraussetzung ist, dass die Familie im Stadtgebiet Würzburg wohnt. Um möglichst allen Eltern den Zugang zu ermöglichen, sind die Kosten denkbar gering gehalten: Neben einer einmaligen Vermittlungsgebühr von maximal zehn Euro werden vier Euro pro Stunde berechnet. „Doch am Geld soll es nicht scheitern“, betont Worschech, Ermäßigungen gebe es schnell und unkompliziert.

Anpacken, wo es nötig ist

Ist das erste Zusammentreffen positiv verlaufen, kommen die ehrenamtlichen Helferinnen – derzeit sind es 13 Frauen – meist zweimal pro Woche für jeweils zwei bis drei Stunden in die Familie und packen an, wo es am nötigsten ist. Viele der Ehrenamtlichen haben am eigenen Leib erfahren, wie schwer der Start in den Alltag mit einem Säugling ist. Katharina Maloblocki und Erika Bohl hätten sich „so etwas damals auch gewünscht“ und wollen deshalb jetzt ganz bewusst „etwas für Kinder und Familien tun“. „Es ist wichtig, dass eine junge Mutter mal durchatmen kann“, wissen sie aus Erfahrung. Andere wie die 31-jährige Aileen Hellwig sehen in ihrem Engagement einen bewussten Ausgleich zum trockenen Job.

Von Anfang an dabei ist auch Merlinde Messow. Sie hat sich für die Mitarbeit entschieden, weil sie ihre „Zeit im Ruhestand sinnvoll nutzen“ wollte. Sie wurde an Familie Fuchs-de Proano vermittelt, deren Zwillinge Nicolas und Matteo im Januar 2010 geboren wurden. Mit Schrecken denkt Mutter Martina an die erste Zeit zurück: „Ich war permanent am Stillen und kam zu gar nichts, manchmal nicht einmal zum Duschen.“ Da der Vater beruflich eingespannt ist und keine Großeltern am Ort wohnen, stand sie auf verlorenem Posten. Schon beim ersten Treffen – die Zwillinge waren drei Wochen alt – stimmte die Chemie. Zwei Mal pro Woche kommt Merlinde Messow seitdem ins Haus: „Sie hilft bei der Versorgung der Zwillinge, spielt mit ihnen oder begleitet uns zum Kinderarzt; sogar ein leckeres Mittagessen hat sie schon gezaubert“, schwärmt Martina Fuchs-de Proano. Mit der Zeit hat sich zwischen den beiden Frauen ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt und auch die Kinder haben „Oma Messow“ ins Herz geschlossen. Die macht diese Arbeit sehr gerne, „weil ich Enkel im gleichen Alter habe, die weit weg wohnen“. Sie empfindet ihre Tätigkeit als „große Bereicherung“. Für Mutter Martina ist die Hilfe von un-schätzbarem Wert: „Ohne wellcome hätte ich es nicht geschafft!“

Hilfe kommt an

Ähnliche Erfahrungen haben wellcome-Mitarbeiterin Angela Lorenzen und Mutter Eloisa Barros Guerrero miteinander gemacht. Nach dem Ende ihrer Berufstätigkeit war Lorenzen auf der Suche nach einem Ehrenamt. Einen ersten Versuch wagte sie im Altenheim, doch die Arbeit dort habe sie „mehr aufgezehrt als erfüllt“. Bei wellcome sei genau das Gegenteil der Fall: „Hier kann ich meine Liebe zu Kindern rüberbringen und spüre: Meine Hilfe kommt an.“ Die junge Spanierin Eloisa hatte von Anfang an ein gutes Gefühl. „Schon beim ersten Gespräch mit Katja Worschech hat das Bauchgefühl gestimmt“, erinnert sie sich. Ebenso lief das erste Zusammentreffen mit Angela Lorenzen. Aus der anfänglichen Sympathie wurde Herzlichkeit. „Frau Lorenzen ist für mich wie eine Oase und eine gute Freundin … sonst hätte ich ihr meine kleine Tochter doch nie anvertraut“, sagt sie mit einem liebevollen Blick auf ihr Kind. Darüber hinaus ist die wellcome-Helferin für die kleine Eloisa eine Art Oma-Ersatz, wohnen doch die eigentlichen Großeltern hunderte von Kilometern entfernt. Seit Mai arbeitet Mutter Eloisa wieder stundenweise an der Universität. „Ohne Frau Lorenzen wäre das nicht möglich gewesen“, sagt sie.

Natürlich passe die Wellenlänge zwischen Familie und Helferin nicht immer so perfekt, räumt Koordinatorin Katja Worschech ein. Hin und wieder gebe es auch Konstellationen, bei denen Irritationen oder Enttäuschungen auftreten, die Erwartungen nicht erfüllt werden. In einem Fall haben Mutter und Helferin ganz unterschiedliche Erziehungs-Vorstellungen. Dennoch hätten sich die beiden Frauen mit der Zeit „zusammengerauft“, indem sie sich über ihre Ansichten austauschen und Schritt für Schritt aufeinander zugehen. In solchen Situationen sei es wichtig, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, denn letztlich gehe es um das Kind und die konkrete Hilfe für die Mutter, denn: „Vier Hände sind immer besser als zwei!“

Kontakt

Wenn auch Sie sich für well­come interessieren, weil Sie das Hilfsangebot nutzen, selbst ehrenamtlich tätig sein oder die Arbeit finanziell unterstützen wollen, wenden Sie sich an:

wellcome – Mehrgenerationenhaus
Matthias-Ehrenfried-Haus Würzburg
Katja Worschech
Bahnhofstraße 4-6
97070 Würzburg.
Telefon: 09 31/3 86-68 721
E-Mail: „wuerzburg@wellcome-online.de“;

Internet: „www.wellcome-online.de“.

Veröffentlicht: 07.06.2011 Anja Legge